Einstellung zur Organspendebereitschaft. Der Einfluss von Geschlecht und Studienhintergrund

Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

Laufzeit: 2009-2015

Bearbeitet von:

  • Dr. Sabine Wöhlke
  • Dr. Julia Inthorn
  • Dr.Larissa Pfaller
  • Dr. Solveig Lena Hansen
  • Moritz Boos, M.A.
  • Fabian Schmidt (med. Doktorand) 

Zusammenfassung

Bisher vorliegende Meinungsumfragen zur Organspende sind oft sehr kurz und lassen kaum Rückschlüsse über die sozialen Hintergründe und weitere relevanten Einflussfaktoren zu, wie z.B. zur Relevanz des Körperverständnisses, Theorien der Reziprozität. Des weiteren erklären sie die vorgefunden Ambivalenzen zwischen der oft sehr häufig bekundeten Organspendebereitschaft einerseits und de facto wesentlich selteneren Organspende im Falle eines Hirntodes und der geringen Verbreitung von Organspendeausweisen andererseits nicht hinreichend. 

Im Rahmen einer repräsentativen quantitativen Umfrage bei Studierenden der Medizin und der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Göttingen wurden Einstellungen zur Organspende, der aktuellen Rechtssituation und der potentiellen Kommerzialisierung erhoben. Die sozialen Faktoren für die Einstellungsbewertung sind Studienhintergrund (Studiengang, Vorwissen, Studiendauer) und Geschlecht. Darüber hinaus wurde der Einfluss von Religiosität, Körperverständnis und moralischen Grundhaltungen auf die Organtransplantation an sich eruiert. Der entwickelte und getestete Fragenbogen wurde nach den Unregelmäßigkeiten in der Transplantationsmedizin 2014/2015 erneut eingesetzt. 

Die Gruppe der Studierenden (besonders der Medizin) stellt im internationalen Vergleich eine häufig gewählte Gruppe, um moralisch relevante Einstellungen zu medizinethischen Fragen zu ermitteln. Dies liegt sicher zum einen an der leichten Verfügbarkeit aber auch an der hohen praktischen Relevanz, die Ärzte in konkreten Entscheidungen bei ethischen Konflikten haben. Zugleich erlaubt die Untersuchung der Studierenden damit auch einen Vergleich mit Ergebnissen anderer Studien (z.B. auch mit Blick auf nationale oder kulturelle Differenzen).

Publikationen

  • Schicktanz, S; Pfaller, L; Hansen, SL; Boos, M (2017): A Comparison of Attitudes towards Brain Death and Body Concepts in Relation to Willingness or Reluctance to Donate: Results of a Students’ Survey before and after the German Transplantation Scandals.Journal of Public Health,25, 249–256.
  • Schicktanz, S; Pfaller, L; Hansen, SL (2016): Einstellungen zur Organspende –kulturell tief verwurzelt. Deutsches Ärzteblatt113, 37, A1586–1588
  • Sabine Wöhlke, Julia Inthorn, Silke Schicktanz (2015): The Role of Body Concepts for Donation Willingness. Insights from a Survey with German Medical and Economics Students. In: Ralf J. Jox, Galia Assadi, & Georg Marckmann (Hrsg.): Organ Donation in Times of Donor Shortage. Challenges and Solutions, Dordrecht Heidelberg u.a.: Springer; S. 27-51.
  • Julia Inthorn, Sabine Wöhlke, Fabian Schmidt & Silke Schicktanz (2014): Impact of gender and professional education on attitudes towards financial incentives for organ donation: results of a survey among 755 students of medicine and economics in Germany. BMC Med Ethic, 15, 56, doi: 10.1186/1472-6939-15-56 (PDF)

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Prof. Dr. Silke Schicktanz

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