Preparing Primary Care for Alzheimer’s Disease Risk Communication: Ethical Implications of Early Detection (PREPARE)

Institut für Ethik und Geschichte der Medizin

Teilprojekt „Ethische Implikationen einer Alzheimer-Früherkennung" und Projektkoordination

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Laufzeit:  Aug 2023 - Jul 2026

Bearbeitet von:

  • Dr. Julia Perry
  • Prof. Dr. Silke Schicktanz
  • Jana Wegehöft, B.A.


Projektpartner:

Hintergrund

Die neurowissenschaftliche Forschung liefert kontinuierlich neue Erkenntnisse zu Struktur und Funktion des menschlichen Gehirns. Sie trägt dazu bei, menschliche Entscheidungen, Verhaltensweisen, Emotionen und soziale Interaktionen besser zu verstehen. Innovationen in diesem Bereich haben aber auch ein hohes Nutzungspotenzial für Diagnose und Therapie verschiedener neurologischer oder psychiatrischer Erkrankungen. Die aktuelle Forschung beschäftigt sich seit einiger Zeit vor allem intensiv mit der Nutzung verschiedener Biomarker (z. B. Blutwerte) zur Identifizierung neurologischer Erkrankungen wie der Alzheimer-Krankheit (AD). Jedoch sind neue Diagnosemöglichkeiten auch mit Risiken verbunden, da ihre Anwendung das menschliche Wesen und unsere Entscheidungen beeinflussen können. Es ist daher wichtig, Chancen und Risiken, die sich aus dem technischen und methodischen Fortschritt ergeben, zu identifizieren und zu bewerten.

Forschungsinhalte

Der Verbund PREPARE wird deshalb ethische, normative und gesellschaftliche Auswirkungen der AD-Risikobewertung reflektieren. PREPARE soll dabei in vier Teilprojekten insbesondere empirische Erkenntnisse über die spezifischen Einstellungen und Bedürfnisse von Hausärzten, Risikopersonen und deren Familien liefern soll. Dabei wird u. a. gefragt: Welche Einstellungen, Kommunikationsbedürfnisse, Erfahrungen und welches Wissen haben Hausärztinnen und Hausärzte sowie Betroffene und deren Angehörige hinsichtlich der Ermittlung eines AD-Risikos? Welche ethischen Implikationen ergeben sich aus verschiedenen Zukunftsszenarien zum Einsatz von Biomarkern? Wie gut unterstützt die Kommunikation von AD-Risiken informierte Testentscheidungen Betroffener?

Dazu werden Einstellungen, Informationsbedarfe sowie Risiko- und Gesundheitskompetenzen sowohl von Hausärztinnen und -ärzten als auch von Betroffenen und Angehörigen mittels Fragebogen und Interviews erhoben. Mithilfe einer Risikokommunikationsanalyse sowie einer Sprachanalyse, die auf Entstigmatisierung abzielt, werden Kommunikationsleitfäden, digitale Ressourcen und praktische PREPARE Materialien für die medizinische Grundversorgung entwickelt.

Ziel

Im Rahmen des Projekts werden wir ein Risikokommunikationsinstrument für Laien entwickeln, dass es den Kommunikatoren ermöglicht, relevante Informationen auf ausgewogene und transparente Weise zu präsentieren, so dass die Patient*innen die potenziellen Folgen von Biomarker-Tests abwägen und eine informierte Entscheidung treffen können. Dabei werden sowohl die begrenzte Risikokompetenz, insbesondere von Menschen mit niedrigem Sprachniveau, als auch die spezifischen Bedürfnisse und begrenzten technischen Fähigkeiten von Menschen, die bereits kognitiv beeinträchtigt sind (z. B. verminderte Aufmerksamkeitskontrolle) berücksichtigt.

Die Teilprojekte

Teilprojekt 1 (TP): Ethische Implikationen einer Alzheimer-Früherkennung

In diesem TP entwickeln wir zunächst eine ethische Bewertung verschiedener Screening-/Risikovorhersage-Szenarien für die Zukunft. Die durch die Entwicklung der Szenarien gesammelten Informationen können Entscheidungsträger*innen wichtige Erkenntnisse liefern. Die interaktive Szenarienerstellung und -bewertung wird in verschiedenen Schritten durch Protokolle und grafische Aufzeichnungen dokumentiert. Die Ergebnisse werden in Form eines peer-review Artikels sowie einer laienorientierten Zusammenfassung auf dieser Website veröffentlicht.

Teilprojekt 2 (TP2): Empirische Analyse zu Einstellungen, Bedürfnissen und Wissen von Hausärzt*innen

In TP2 werden wir mithilfe empirischer Forschung ein komplexes Bündel von Wissen und Einstellungen der Hausärzt*innen untersuchen. Dazu gehören ihre Überzeugungen, Kommunikationsbarrieren, Risikokompetenz und Einstellungen zur Frühdiagnose auf der Grundlage von Behandlungsoptionen, Versorgungsleistungen, wahrgenommenen Vorteilen, aktueller Patientennachfrage und anderen Elementen, die die Einstellung der Hausärzt*innen beeinflussen. Diese können in verschiedenen Kontexten variieren, die Analyse der Einstellungen und der Nachhaltigkeit der Umsetzung muss möglicherweise stratifiziert werden.

Teilprojekt 3 (TP3): Empirische Analyse zu Einstellungen, Bedürfnissen und Wissen von Patient*innen

Im Fall der Patient*innen in TP3 werden wir bisherige Erfahrungen und aktuelle Bedürfnisse von Patient*innen und Angehörigen im Kontext von Risikoverständnis bzw. Risikokompetenz bewerten. Darüber hinaus werden wir die moralische Einstellung von Patient*innen und ihren Angehörigen gegenüber der Stigmatisierung von Demenz beurteilen. Dabei sollen unterschiedliche Einstellungen zu biomarkerbasierter Diagnostik, der Einfluss von Soziodemografie, Krankheitserfahrung, Pflegeerfahrung, Lebensstilaspekten und Kommunikationsbedürfnissen und -präferenzen untersucht werden. Für dieses Verbundprojekt werden wir nur Patient*innen unterhalb des Stadiums einer mittelschweren Demenz einbeziehen, d.h. Patient*innen, die voll geschäftsfähig und in der Lage sind, eine informierte Einwilligung zu geben.

Teilprojekt 4 (TP4): Personalisierte Risikokommunikation bei der Risikovorhersage

Um die Entwicklung des Online-Tools zur personalisierten Risikovorhersage in diesem TP4 umzusetzen, werden zunächst ein Backend (Server und Datenbanken) sowie ein redaktionelles Frontend mittels Implementierung von Test-Risikomodellen, erstellt. Für das notwendige Anwender-Frontend zur Arzt-Patienten-Interaktion wird neben evidenzbasierten Präsentationsprinzipien die wissenschaftliche Pilotierung mit Nutzergruppen (andere TPs) eingesetzt, um zielgruppen- und versorgungsgerecht zu implementieren. 

Um sich über aktuelle Projektschritte, Rekrutierungsphasen, Publikationen sowie weitere Medienerzeugnisse zu informieren, schauen Sie doch gerne auf der Projektwebsite vorbei.

Kontakt

Wissenschaftliche MitarbeiterinDr. Julia Perry
Professorin / komm. InstitutsleitungProf. Dr. Silke Schicktanz
Prof. Dr. Silke Schicktanz

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